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Die Edition Schrittmacher wird herausgegeben von: Michael Dillinger, Sigfrid Gauch, Arne Houben, Gabriele Korn-Steinmetz.


Einblicke
Edition Schrittmacher Band 23
Einblicke
Bekenntnisse aus den Dichterwerkstätten •
Sigfrid Gauch / Friederike Harig (Hrsg.)
12,4 x 19,2 cm, Broschur
ISBN: 978-3-89801-223-2
Preis: 12,00 EUR


Die Autorinnen und Autoren:
Wolfgang Ohler, Irina Wittmer, Thomas Lehr, Monika von Borries, Antje Fries, Dieter M. Gräf, Ute-Christine Krupp,Sibylle Knauss, Alexander Wasner, Daniela Dröscher, Verena Mahlow
Heinz G. Hahs, Andreas Fröhlich, Gabriele Keiser
Gabriele Weingartner, Ror Wolf, Monika Rinck
Friederike Harig / Sigfrid Gauch, Gerd Forster
Michael Dillinger, Jürgen Heimbach, Wilma JungPrael
Volkhard Brandes, Annegret Held, Johano Strasser
Ursula Krechel, Christoph Peters, Rose Götte
Monika-Katharina Boess, Norman Ohler, Jürgen Kross

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Inhalt:

Einblicke – Bekenntnisse aus den Dichterwerkstätten »Warum schreiben Sie?« Eine gern gestellte Frage an Autorinnen und Autoren im Anschluss an eine Lesung. Ja, warum?
Diese Situation war der Ausgangspunkt für die Idee zu diesem Buch. Es muss doch mehr geben! Es muss doch ein wahrhaftiges Schreibtischleben geben, das unter den ausweichenden Standardantworten nach den Lesungen verborgen bleibt, sorgsam gehütet wird. Wir haben Autorinnen und Autoren gebeten, aus dem Nähkästchen oder besser der Schreibtischschublade zu plaudern. Und viele haben uns bereitwillig geantwortet.
Es sind spannende und überraschende Texte, ihre Vielfalt ist verblüffend, ihre Spannbreite enorm. Wir haben also recht ungeniert die gefürchteten Warum-Fragen gestellt, in der Hoffnung, dass die Antworten nicht nur Insider, sondern auch viele Leserinnen und Leser interessieren. Und wir hatten großes Glück: Der Lyriker, die Drehbuchautorin, der Satiriker,
die Kriminalschriftstellerin, der Fernsehredakteur, der Hochschullehrer, die Sachbuchautorin, der »große Meister« und die Debütantin haben sich gerne in ihre Zettelkästen oder auf ihre
Laptops schauen lassen.


Leseprobe

Wolfgang Ohler

Versuch eines Prologs, der sich mit den Problemen des ersten Satzes, des Ich-Erzählens und der reinen Geschichte auseinandersetzen wollte, jedoch keine Gnade fand.

Der erste Satz, der erste Satz, der erste Satz!? Auch ein Prolog hat diese Herkules-Aufgabe zu bewältigen: Wie hypnotisiere ich meinen Leser in den ersten zehn Sekunden? Ja, gerade ein Prolog zu einer Kriminalerzählung, der selbst nicht mit Mord und Totschlag, mit Schuss und Blut einsetzen kann, ist auf einen elektrisierenden Auftakt angewiesen: Wie ein Malstrom muss der erste Satz in das Buch hineinsaugen.
Moment, wie wäre es damit: Soll ich ich sein, oder soll ich Wolf sein?
Nein, keine gute Idee. Es sei denn, man will ihn, den Leser, bereits im Prolog verunsichern. Das hätte allerdings schon einen Vorteil: lieber einen verunsicherten, als einen zu selbstsicheren Leser, der dem Autor vom ersten Satz an Paroli bietet. Also vielleicht doch: Soll ich ich sein …?
Der erste Satz! Er ist wichtig, der wichtigste Satz überhaupt. Manchmal lebenswichtig: »Lenard, ich habe möglicherweise meinen ersten Satz«, sagt Virginia Woolf zu Mr. Woolf, be-schließt deshalb, jenen Tag zu überleben, und beginnt mit ihrem Roman »Mrs. Dalloway«: »Mrs. Dalloway sagte, sie wolle Blumen kaufen«.